dBtuv: Es hilft nicht
Es hilft nicht, wenn ich sage, dass ich dich begehre. Man zündet eine Zigarette an und der Gedanke ist flüchtig. Warten im Schein der Laterne auf feuchtglänzendem Asphalt macht einsam. Wie der letzte Apfel am Zweig eines Baumes im Januarwind. Die Spiralen drehen sich tief in die Luft ohne zu surren. Eine Schere durchtrennt die Adern, weil sonst nichts anderes greifbar war. Mein Körper trocknet aus im Licht. Auf der Terrasse vor dem Bankenhochhaus ziehen die Schauspieler und Musiker auf.. Gepudert sind die Perücken der Männer, gepudert sind die Dekolletés. Eine Melodie trägt eine Erinnerung fort bis sich Frohsinn einstellt. Während- dessen werden gedankenlos Verhandlungen geführt. Die Erde hat fünf Kontinente. Die Erde hat sieben Meere. Ich will nur ein Sandkorn behalten, das sich in dem Aufschlag meiner Hose versteckt hält. Ein Sandkorn nur, welches ich herüberretten konnte. Welche Verpflichtung sind wir eingegangen, damals, als wir am Strand entlang schritten und aufs Meer hinaussahen? Welche Vorsätze haben wir gefasst, als wir den Weg zurück gingen? Eine Planke haben wir mit uns getragen, zumindest war es ein Stück Holz, glatt gewaschen und silbrig glänzend, als es getrocknet war. Später haben wir es gegen eine Muschel getauscht. Später haben wir sie nochmals gegen Atem getauscht, einem letzten Luftzug in klirrender Kälte. Die Bewegungslosigkeit stellte sich erst nachher ein. Beim geringsten Händedruck barsten die Knochen. Die Anatomie des Wahnsinns ist unbegreiflich. Doch gibt es immer wieder einen Räuberfisch, der vorgibt, zu verstehen. Soll er sich plagen. Soll er sich verzehren. Soll er im flirrenden Sonnenwind seine Flügel ausbreiten. Mich beeindruckt er nicht. Mich beeindruckt er nicht, solange ich denke. Morgen will ich dich aufs Neue begehren.
© Hans-Ulrich Heuser

© Conni Middendorf